Svenja Schoon
Nach der Ausbildung zur Sozialversicherungsangestellten studierte Svenja Schoon Wirtschaftswissenschaften. Heute arbeitet sie als Geschäftsbereitschaftsleitung im Bereich Gesundheit und Prävention für die AOK. Für uns hat sie sich Zeit genommen.
Svenja Schoon
Geschäftsbereichsleiterin, AOK
Svenja Schoon beginnt nach ihrem Abitur eine Ausbildung zur Sozialversicherungsfachangestellten. Ihr ist allerdings zum Ende ihrer Ausbildung bereits bewusst, dass sie nicht ihr Leben lang in diesem Beruf arbeiten möchte: „Ich hatte keine Idee, wo ich hinwollte. Ich glaube, genau deswegen habe ich das Studium auch gemacht“, erzählt uns Svenja Schoon, als wir uns an einem schönen Apriltag über Zoom treffen.
Auf die Idee, Wirtschaftswissenschaften zu studieren, kommt sie, als sie mit ihrem jetzigen Mann, der schon studiert, zusammen lernt: „Ich dachte mir, das, was er kann, kann ich auch.“
Und so schreibt sich die damals Anfang 20-Jährige bei der Jade Hochschule in Wilhelmshaven ein, und das rät sie auch allen anderen: „Was so wichtig ist, wenn man sagt „Ich würde gerne ein Studium probieren“, dann würde ich sagen „Tu es!“.“ Auch wenn das bedeutet, nochmal zu lernen und auf Geld zu verzichten. Denn danach habe man „irrsinnig viele Möglichkeiten“- und das sei das Allerwichtigste.
Von ihrer Ausbildung kann Svenja Schoon im Studium sehr profitieren, weil sie in der Ausbildung gelernt hat zu lernen. Einen Lerntipp hat sie aber nicht: „Ich habe maximal drei Tage vor der Klausur angefangen zu lernen und dann durchgelernt zusammen mit meiner Studienkollegin.“
Den Umschwung von der praxisreichen Ausbildung zu einem eher theoretischen Studium findet Svenja Schoon „ganz toll“, weil das Studium eine Form ist, sich auszuprobieren. Im Vordiplom sind die Kurse vorgegeben, aber später dürfen die Studierenden Schwerpunkte wählen. Die Alumna weiß, dass sie sich für Marketing, Handelsmanagement und E-Commerce interessiert- der Bereich, in dem sie auch 2007 ihre Diplomarbeit schreibt.
Der größte Unterschied zwischen der Ausbildung und dem Studium ist, dass man im Studium selbst ran muss. Frau Schoon erzählt, dass das zu einer riesen Entwicklung für sie beigetragen habe: „Ich war danach sehr selbstständig. Ich habe mich mehr viel getraut.“
Das bezieht sich vor allem auf die mathematischen Fächer des Studienganges. „Ich dachte, mit meinen Mathenoten brauche ich das Wirtschaftsstudium gar nicht machen“. Sie weiß aber, dass sie Interesse an dem Studium hat: „Im Abitur musste ich Mathe machen. Ich wollte aber nicht und deswegen wollte ich es auch nicht verstehen. Im Studium habe ich gedacht „Wenn du das durchziehen möchtest, dann musst du es verstehen.“
Auf die Frage, welche Kurse Frau Schoon am meisten im Berufsleben helfen, zögert sie: „Naja, nach dem Studium habe ich mich erst auf den Schwerpunkt Marketing konzentriert und habe auch im Marketing gearbeitet. Von daher waren natürlich die Grundlagen gut. Heute mache ich Personalführung, aber ich will es Ihnen ganz ehrlich sagen: Als ich das Team übernommen habe, habe ich nicht darüber nachgedacht „Was hast du denn im Studium gelernt?““. Sie erzählt, dass sie an Managementtrainings teilgenommen hat und in der Praxis lernt- auch von ihren Mitarbeiter*innen. Svenja Schoon sieht das Studium als eine wertvolle Grundlage und sagt, es sei wichtig, dass Studierende „das alles“ lernen, damit sie beim Jobeinstieg eine Idee von dem, was kommt, haben. Außerdem sei ein guter Abschluss ein Türöffner.
Was sich neben einem guten Abschluss ebenfalls in Bewerbungen bewährt sind „Praktika, Praktika, Praktika!“. Wenn man zum Ende des Studiums auf Jobsuche geht und die Anforderungsprofile der Unternehmen sieht, sei es sehr gut, wenn man sagen kann: „Das habe ich in meinem Praktikum schon mal gemacht.“ Außerdem sei es sehr wichtig, sich auf Bewerbungsgespräche vorzubereiten: „Sie sind Hochschulabsolventen, also rechnen Sie damit, dass Sie in ein Bewerbungsgespräch reingehen und von Ihnen eine Selbstdarstellung verlangt wird.“ Eine gute Vorbereitung, beispielsweise mit der Hilfe von Bewerbungsbüchern für Hochschulabsolvent*innen, sei das A & O.
Was worauf es bei Bewerbungen nicht zwingend ankommt, sind einzelne Noten. Svenja Schoon habe ihr Abschlusszeugnis mit einer „guten Note“ gehabt, kann sich aber nicht daran erinnern, je nach einem bestimmten Ergebnis gefragt worden zu sein. „Es ist ganz wichtig, dass Sie als Mensch gut rüberkommen. Das ist ausschlaggebend- nicht Ihre einzelnen Noten“.
Der Job, in dem Svenja Schoon jetzt arbeitet, hat nichts mehr mit ihrem Studium zu tun. Als Geschäftsbereichsleiterin im Bereich Prävention bei der AOK leitet sie ein -durch Zufall- reines Frauenteam. „Ich verstehe mich nicht als Chefin- ich bin Teil des Teams“, erzählt sie. Ihre Kolleginnen arbeiten unter anderem in Kindertagesstätten oder Schulen und bringen Erziehern, Lehrern, Eltern und Kindern viel über gesunde Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung bei.
Außerdem bieten sie Ernährungsberatungen und Gesundheitskurse an, um Krankheiten und andere gesundheitliche Beschwerden ihrer Mitglieder vorzubeugen.
Ihre Kolleginnen sind die Spezialistinnen ihrer Jobs. Svenja Schoon ist dafür zuständig, dass ihr Team arbeitsfähig ist, indem es stets über alles informiert wird und die optimalen Arbeitsbedingungen erfüllt werden. Dabei geht Frau Schoon auf die individuellen Bedürfnisse in ihrem Team ein: „Wir sind alles Individuen und die eine Kollegin braucht einen Arbeitsplatz in der Firma, während die andere zu Hause arbeiten will, weil sie ein kleines Kind hat.“ Zudem gehört zu ihrem Aufgabenbereich, ihre Kolleginnen bei eventuellen Schwierigkeiten mit Anbietern oder bei Preisverhandlungen zu unterstützen. Teil der Mitarbeiterführung ist auch, das Team aufzubauen und zusammenzuhalten.
Für die Zukunft hat Svenja Schoon „bestimmt“ noch berufliche Ziele, aber keine konkreten: „Bisher hat sich immer alles so ergeben. Es ist bis heute so, dass ich mich viel ausprobieren darf. Ich mache keinen Job länger als fünf bis sechs Jahre, weil ich neue Herausforderungen mag.“
Über die Studienzeit sagt Svenja Schoon, dass die „total gut“ war. Sie mache es aber nicht davon abhängig, was am Campus angeboten oder nicht angeboten wird: „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Man sollte mit Menschen zusammenkommen, zu denen man passt, auf ein paar Partys gehen und sich mit anderen verbinden. „Auch wenn es stressig war oder man sich über Dozenten aufgeregt hat, war es eine tolle Zeit. Die Studienzeit nimmt einem keiner.“
Ein Tipp, den Frau Schoon Studienanfänger*innen gibt: „Schnuppert erstmal rein, aber habt das Ziel, einen einigermaßen guten Abschluss zu machen. Macht Praktika, lernt Englisch und nehmt jede FH-Party mit!“
Ihrem jüngeren Ich rät Frau Schoon: „Mach es genau so wieder“. Es ist ein Grundlagenstudium und ein Türöffner. Im Studium denke man häufig im „Hier und Jetzt“, aber es komme noch total viel.